Im Porträt

Stefan Kupko

Turmfalken in den Glockentürmen von St. Jacobi und St. Simeon

Lieber Herr Kupko, Sie betreuen die Turmfalken in den Glockentürmen von St. Jacobi und St. Simeon. Seit wann tun Sie das und was gehört dabei zu Ihren Tätigkeiten?
Ich bin ehrenamtliches Mitglied im NABU Berlin, AG Greifvogelschutz, Fachgruppe Turmfalken und kümmere mich bereits seit 44 Jahren ehrenamtlich um Turmfalken in Berlin. Ich installiere Nistkästen (wie z.B. den in St Jacobi oder St. Simeon), beringe die Jungfalken, kartiere den Bestand, kümmere mich um Pflegefälle und vieles mehr. Hauptberuflich arbeite ich in der Notaufnahme eines Berliner Krankenhauses.

Woran erkennt man Turmfalken im Flug?
Am typischen „Rüttelflug“. Das heißt, der Falke steht in der Luft und schlägt ganz schnell mit den Flügeln auf und ab. Es ist ein typischer Jagdflug.
Bitte erzählen Sie etwas zum Leben der Falken. Seit wann leben sie in unseren Kirchtürmen?
Der Nistkasten in St Jacobi wurde von mir vor 20 Jahren gebaut, der in St. Simeon vor 27 Jahren. Es brüten meistens immer wieder andere Falken im Turm, in St. Jacobi auch nicht in jedem Jahr. Turmfalken können in Gefangenschaft bis zu 20 Jahre alt werden, in freier Natur im Schnitt 3 Jahre, aber wir haben auch schon über 10 Jahre alte Falken gehabt.

Wieviele Junge hat der Turmfalke im Jahr?
Die Brutzeiten sind von März bis Juli, wobei der Schwerpunkt der Eiablage im April ist. Die Falken haben meist 4-6 Junge.

Wie sieht das Haus oder Nest des Turmfalken aus?
Es ist eine Holzkiste, idealerweise 50x50x50 cm groß. Falken bauen keine eigenen Nester. Sie brüten in Mauernischen oder in Nestern von Krähen oder Tauben. Manchmal auch in Bäumen oder auf Strommast.
Lebt der Turmfalke das ganze Jahr über im Turm oder zieht er im Winter in wärmere Gefilde?
Nach der Brutzeit verlässt der Falke fast immer sein Revier, er ist Teilzieher, das heißt, er überwintert teils in Berlin oder Umgebung, oder er zieht in südliche Regionen, teils bis Nordafrika.

Lebt im Turm nur ein weiblicher Turmfalke?
Die Falken sind als Paar da, das Weibchen brütet und das Männchen versorgt es während der Brut und bei der Jungenaufzucht mit Nahrung. Das Männchen schläft meist in der Nähe oder auch irgendwo am Turm.
Ist die Singvogel-Population im Umkreis des Glockenturmes niedriger ist, weil der Falke die Vögel reißt?
Der Falke ist ein typischer Mäusejäger. Findet er nicht so viele Mäuse, jagt er in der Stadt auch Kleinvögel (zum Beispiel Spatzen) oder aber auch Eidechsen und Insekten.

Warum wohnt der Turmfalke überhaupt im Turm? Mag er den Klang der Glocken so gern?
Kirchtürme sind wegen ihrer Höhe und Lage attraktiv für den Falken: ein künstlicher Brutfelsen, der in der Paarungszeit gezielt aufgesucht wird – mitten im Häusermeer von Berlin.

Sind Falken standorttreu? Brüten immer die gleichen Falken in Kreuzberg?


Teilweise schon, aber es gibt häufig neue Brutvögel wegen der geringen Lebenserwartung in Folge von Unfällen, Rivalitäten mit anderen Beutegreifern oder harten Wintern.

Wie steht es in diesem Jahr um die Brut?
St. Jacobi hatte sechs Jungfalken und St. Simeon vier.
Sind Falken in Berlin durch Baustellen und Sanierungen bedroht?
Ja, es gab in den 70er und 80er Jahren durch Sanierungen in Westberlin einen großen Bestandseinbruch. Durch ein privates Nistkastenprogramm (durch mich und andere Kollegen) konnte der Bestand verdoppelt werden (es gibt schon über 300 Nistkästen in Berlin). Der Falke und seine Brutplätze sind heutzutage streng geschützt und dürfen nicht wegsaniert werden. Das heißt, Falken dürfen beim Brüten nicht gestört werden.

Wieviele Falkenpaare betreuen Sie in Berlin?
Mehr als 150 Brutpaare kontrolliere ich alljährlich, in 2020 gibt es mindestens 250-300 Brutpaare in Berlin.
Lieber Herr Kupko, danke für das Gespräch!

Es gibt die Möglichkeit, Falken über eine Kamera zu beobachten. Wenn Sie eine Kamera bauen oder den Bau einer Kamera finanzieren möchten, wenden Sie sich an das Gemeindebüro: 030 61609616 oder buero@kgkm.de Eine Bauanleitung gibt es hier: https://haustechnik-corbusierhaus.info/Turmfalken-Cam