Im Porträt

Emma Schicketanz

Liebe Emma, du bist Goldschmiedin – wie kam es dazu?
Nachdem ich mit 17 das Abitur in der Tasche hatte, begann ich eine dreijährige Ausbildung zur Goldschmiedin. Mein Lehrbetrieb, die Goldschmiede Omankowsky, ist ein Berliner Traditionsbetrieb. Es gibt ihn seit 100 Jahren. Eigentlich gibt es für den Beruf sehr wenige Ausbildungsplätze und zu viele Interessenten. Aber ich hatte Glück. Über eine Bekannte lernte ich den Lehrlingswart kennen. Wir haben uns sofort gut verstanden, und so konnte ich als Lehrling anfangen. Goldschmied ist ein toller Beruf. In den vergangenen drei Jahren lernte ich Schmuck herzustellen. Omankowsky ist eine der wenigen Werkstätten, die noch eine Silberschmiede hat. Dort kann man Silber reparieren und aufarbeiten.

Du hast deine Ausbildung abgeschlossen – wie geht es jetzt weiter?
Nach dem Abschluss im Februar wusste ich, dass ich im Bereich Schmuck und Metall weiterhin arbeiten möchte. Ich wechselte in eine andere Werkstatt und lerne jetzt Edelsteinfassung. Das ist vom Handwerk her nochmal komplett anders. Und nächstes Jahr möchte ich mit einem Studium zur Restaurierung und Konservierung im Fachbereich Metall beginnen. Mein Traum ist, irgendwann schönen alten Schmuck zu restaurieren. Das Studium wird an der Freien Hochschule Potsdam angeboten, der einzige Ort in Europa, an dem man dieses Fach studieren kann. Das heißt, ich kann erst mal in Berlin bleiben. Das freut mich. Vorher muss ich nur noch die Aufnahmeprüfung im Januar bestehen. Bis dahin will ich noch mehr arbeiten und lernen.

Wie bist du zu unserer Kirchengemeinde gekommen?
Wir wohnten damals in der Böckhstraße um die Ecke vom Landwehrkanal. Meine Eltern wollten bei meiner Geburt, dass ich mich einmal selbst entscheide, ob ich getauft werde oder nicht. Wir hatten damals keinen Kontakt zur Gemeinde. Als ich sechs Jahre alt war, flatterte ein Brief von der Kirche ins Haus. In dem Brief gab es einen Hinweis auf den Kindergottesdienst am Sonntagmorgen. So kamen wir darüber ins Gespräch, und dann entschied ich mich selbst, getauft zu werden. Nach der Taufe ist der Kontakt eingeschlafen, und ich habe mich länger nicht in der Kirche sehen lassen. Aber dann bekamen wir wieder Post von der Kirche, und da wurde ich gefragt, ob ich mich nicht auch konfirmieren lassen will. Daran war ich dann wirklich interessiert.

Wie hast du die Konfirmandenzeit erlebt?
Die Jugendlichen, die ich dort kennenlernte, sind bis heute meine Freunde. Durch den Konfirmandenunterricht kam ich später jeden Freitag zur Jungen Gemeinde in den Jugendturm hinter der Melanchthonkirche am Planufer. Unvergesslich war nach der Konfirmation die erste Jugendfreizeit mit den beiden Gemeindepädagogen Lea und Jephta nach Schweden. Dort habe ich noch mehr Leute kennengelernt und danach ehrenamtlich in der Gemeinde mitgearbeitet. Unter anderem haben wir Kindersamstage mit Aktionen und Spielen mitgestaltet.

Gibt es etwas, das dich bis heute begleitet?
Ich mag einen Bibelvers, der sehr bekannt ist. Das klingt vielleicht etwas nostalgisch, aber es ist so: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Psalm 23,1. Später machte ich in der Kirchengemeinde drei Monate lang ein Praktikum bei Lea und Jephta. Dort habe ich viel gelernt. Auch gelassener zu sein. Ich lasse die Dinge gerne auf mich zukommen. So bleibe ich flexibel und bin offen für neue Ideen. Danach bin ich praktisch jedes Jahr als Teamerin auf Sommerfreizeiten mitgefahren, mehrmals nach Norwegen, nach Dänemark und nach Finnland. Diese Sommerfreizeiten waren das absolute Highlight. Da passiert so viel Leben, man schließt neue Freundschaften. Zweimal habe ich mich verliebt. Ich bin erwachsen geworden. Vieles in meinem Leben wäre nicht so gekommen, wenn ich nicht hier gewesen wäre. Es ist toll, hier in der Gemeinde immer gute Ansprechpartner zu haben, gerade wenn man mal zweifelt am Glauben oder am Sinn im Leben.

Gibt es etwas, das du anders machen würdest?
Als ich in der Jungen Gemeinde war, gab es keine Überschneidungen mit der Gottesdienstgemeinde. Wir hatten praktisch nichts miteinander zu tun. Bei der Gemeindefreizeit letztes Jahr gab es anfangs Berührungsängste mit den älteren Menschen aus der Gemeinde, aber am Ende hatten wir viele nette neue Leute kennengelernt. Das war eine sehr schöne Erfahrung. Da würde ich gerne wieder mitmachen.

Was machst du außer der Goldschmiederei noch gerne?
Ich versuche immer wieder von vorne, mit Sport anzufangen – aber das halte ich nie lange durch. Anfang des Jahres hatte ich mir vorgenommen regelmäßig zum Bowling zu gehen, aber dann habe ich mir den Fuß verknackst. In meiner Freizeit bin ich viel mit Freunden unterwegs. Draußen treffen wir Leute, und dann entsteht was Cooles. Ich mache gerne Musik. Ich spiele schlecht Gitarre. Aber dafür singe ich gerne - laut und viel. Musikalisch mag ich Fishing for Fishies und King Gizzard and the Lizard Wizzard. Da war ich neulich auf einem Konzert. Ansonsten immer noch die Ärzte.

Welchen Ort magst du besonders?
Ich habe einen Kumpel, der baut Roboter aus Schrott. Er hat ein cooles Gelände in der Greifswalder Straße. Er hat dort einen Container geparkt, wo er baut und lebt, da bin ich sehr gerne. Ansonsten gehe ich gerne zu Happenings im Club-Kollektiv Jonny Knüppel. Ich bin auch sehr gerne zuhause. Ich wohne jetzt mit meinen zwei besten Freundinnen in der Obentrautstraße. Dort haben wir einen Hinterhof, der sieht aus wie ein Jungle. Dort gibt es auch einen Rosengarten mit Gartenschaukel, Springbrunnen, Sandkasten und Plastikrutsche. Da wir erst seit einem Monat dort leben, entsteht gerade ganz viel. Unter anderem lerne ich bei der Gelegenheit endlich, eine Lampe zu installieren.

Liebe Emma, ich wünsche dir alles Gute, viel Freude in unserer Gemeinde und danke dir für das Gespräch.
Mit Emma Schicketanz sprach Pfarrer Christoph Heil.