Im Porträt

Peter Neumann

Lieber Herr Neumann, vor zwei Jahren regten Sie an, dass wir einen Gottesdienst für Tiere feiern. Was hat Sie dazu bewegt?
Tiere sind leider immer noch nur eine Sache. Die Einstellungen dazu sind besser geworden, doch reicht das nicht. Tiere, egal welcher Art, sind Geschöpfe Gottes und stehen unter seinem Schutz. Meine Frau Marianne und ich haben einen „Vogel“, einen Graupapagei im zarten Alter von 42 Jahren. Er ist ein Familienmitglied. Jedes Mal beim Gottesdienst, wünschte ich mir für Rudi ebenfalls das gleiche. Und auch für andere Tiere. Würdevolle Worte vom Pfarrer, mit Musik und Segen. Sie und Pfarrer Schmidt haben es möglich gemacht, dafür bin ich sehr dankbar.

Seit einem Jahr sind Sie Mitglied im liturgischen Team der Evangelischen Messe am Samstagabend. Was erleben Sie dort?
Ich erlebe da einen freundlichen, respektvollen Umgang miteinander. Die Zeremonie mit Einzug, Kreuz, Lichtträger und Weihrauch ist sehr feierlich. Wenn ich aus dem Alten Testament oder aus der Epistel vorlesen darf, ist es mir eine Ehre, Gottes Wort zum Hören zu bringen und dabei dem Sinn näher zu kommen, was Gott uns sagen will. Von Gesprächen unter uns Mitgliedern im liturgischen Team weiß ich, dass es den anderen ebenso geht. Diese Gemeinsamkeit verbindet. Es ist einfach schön, das zu erleben.

Heute sind Sie im Ruhestand. Was haben Sie beruflich gemacht und wie sind Sie dazu gekommen?
Gelernt habe ich Schlosser, aber ich habe den Beruf nie ausgeübt. Einige Jahre habe ich als junger Mann unstet als Vertreter für diverse Sachen geworben. Geld kam rein, Geld ging raus, das Alter war ja weit weg...! Als unsere Tochter 1967 geboren wurde, in erster Ehe, wurde mir klar, so geht‘s nicht weiter. Ich schulte um und fing 1968 in einem großen Elektrokonzern an, zu arbeiten. Da war ich 30 Jahre in verschiedenen Positionen tätig. In den letzten Jahren war ich Lagerleiter. Bei den letzten Entlassungen war auch ich dabei, nach 30 Jahren tat das sehr weh. Heute gefällt mir mein Ruhestand. Ich kann über meine Zeit selbst verfügen.

Sie wohnen im 13. Stockwerk eines Hochhauses in Kreuzberg. Woran denken Sie, wenn Ihr Blick über die Dächer Berlins schweift?
Ich sehe viel Grün, viele Häuser und ganz viel Himmel. Sorgen, Probleme werden scheinbar kleiner. Hinter all den Fenstern leben Menschen wie du und ich. Von hier aus sieht alles friedlich aus. Ich sehe Kirchen. Die St. Simeon-Kirche steht ganz nah. Und den Turm von St. Jacobi sehen wir. Wir hören die vertrauten Glocken, die zum Gebet rufen. Die Sonnenuntergänge sind wunderschön für Auge und Herz. Dann werden Gedanken an unseren Herrn und seine Schöpfung gegenwärtig.

Wofür sind Sie dankbar? Und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Meine liebe Frau Marianne wurde im Jahr 2010 sehr krank. Sie hat viel Tapferkeit gezeigt und ist gesund geworden. Auch durch die Liebe der Familie und mit den Gebeten an unseren Herrn. Heute lebt sie jeden Tag bewusst und mit Freude. Wir sind sehr dankbar, hier in Frieden zu leben, jeden Tag genug zu essen zu haben und satt zu werden. Wir sind dankbar für die ärztliche Versorgung, gerade auch im Alter. Nicht zuletzt sind wir auch dankbar, dass wir in unserer Kirchengemeinde wieder ein Stück Zuhause gefunden haben! Wir sind dankbar, keine Angst haben zu müssen, dankbar für den Frieden für Mensch und Tier!

Lieber Herr Neumann, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Pfarrer Christoph Heil.