Ukrainische und deutsche Weihnachten

Ukrainische und deutsche Weihnachten

Ukrainische und deutsche Weihnachten

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Ukrainische und deutsche Weihnachten

Von Erzpriester Oleh Kovalenko

Weihnachten gehört zu den wichtigsten Festen im christlichen Kalender. Es erinnert an die Geburt des Erlösers in Bethlehem, an das Licht, das in die Dunkelheit kam, und an die Hoffnung auf das Heil. Für die Ukrainerinnen und Ukrainer in der Diaspora hat Weihnachten noch eine besondere Bedeutung: Es verbindet sie mit ihrer Heimat und zugleich mit ihrem neuen Zuhause – Deutschland.

Seit 2023 feiert die Ukrainische Kirche Weihnachten am 25. Dezember. Das ist ein starkes Zeichen der Einheit mit den meisten Kirchen weltweit, auch mit den katholischen und evangelischen Gemeinden in Deutschland. Gleichzeitig bewahren die Ukrainer ihre eigenen Bräuche, die demeuropäischen Weihnachtsfest eine besondere Farbe verleihen.

Heiliger Abend: Familie und geistliche TiefeIn 
Deutschland ist der 24. Dezember –Heiligabend –der wichtigste Familienabend mit der Bescherung der Geschenke. Der Weihnachtsbaum mit Kerzen und Schmuck bildet dabei den Mittelpunkt.
In der Ukraine steht am gleichen Abend das festliche Abendessen –Sviat-Vechir–im Vordergrund. Die Familie versammelt sich zu zwölf fleischlosen Speisen, die die zwölf Apostel symbolisieren. Das wichtigste Gericht ist die Kutja, eine Süßspeise aus Weizen, Mohn, Honig und Nüssen, die die Hoffnung auf das ewige Leben und die Verbundenheit der Generationen ausdrückt.
Mancherorts wird Stroh unter die Tischdecke gelegt –zur Erinnerung an die Krippe in Bethlehem. Dies erinnert an die deutsche Tradition der Krippe unter dem Weihnachtsbaum.

Der erste Stern und das Licht des Christbaums
In Deutschland ist das Anzünden der Kerzen am Christbaum ein bewegender Moment –das Licht vertreibt die Dunkelheit. In der Ukraine beginnt das Abendessen erst, wenn am Himmel der erste Stern erscheint –als Symbol des Sterns von Bethlehem, der die Weisen zum Kind führte.
Beide Zeichen sprechen dieselbe Sprache: Christus ist das Licht, das der Welt erschienen ist.

Weihnachtslieder und Koliadky
In Deutschland erklingen zu Weihnachten bekannte Lieder wie „Stille Nacht“ oder „O du fröhliche“. Sie werden in den Kirchen, bei Konzerten und im Familienkreis gesungen.

In der Ukraine lebt die Tradition der Koliadky –Gruppen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ziehen von Haus zu Haus, singen Lieder von der Geburt Christi und bringen Segen in die Häuser. Als Dank erhalten sie kleine Geschenke wie Äpfel, Nüsse oder Süßigkeiten.
So wie die deutschen Weihnachtslieder ist auch die ukrainische Koliadkatradition Ausdruck von Freude und Hoffnung.

Der Weihnachtsgottesdienst
In Deutschland bildet die Christmette in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember den Höhepunkt. Die Kirchen sind mit Christbäumen, Kerzen und Krippen geschmückt, die Atmosphäre ist feierlich und still.
In der Ukraine wird in der Nacht zum 25. Dezember die feierliche Göttliche Liturgiezelebriert. Die Kirche wird mit Tannenzweigen und Stroh geschmückt, manchmal auch mit einem Diduch –einem Garbenbündel, das den Segen der Ernte und die Verbundenheit der Generationen symbolisiert. Während des Gottesdienstes grüßen sich die Gläubigen mit den Worten:
„Christus ist geboren!“ –„Verherrlicht Ihn!“
Im deutschen Sprachraum entspricht dem das weihnachtliche „Frohe Weihnachten!“.

Familie, Gastfreundschaft und die Dauer des Festes
In Deutschland sind der 25. und 26. Dezember staatliche Feiertage, die oft ruhig im Familienkreis verbracht werden. Danach beginnt wieder der Alltag.
In der Ukraine hingegen dauern die Feierlichkeiten länger –vom Heiligen Abend bis zum Fest der Theophanie (Erscheinung des Herrn) am 6. Januar nach neuem Stil. Diese Zeit ist erfüllt von Besuchen bei Verwandten, gemeinsamen Mahlzeiten, Koliadky und traditionellen Spielen. Weihnachten ist hier nicht nur ein Familien-, sondern auch ein Gemeinschaftsfest.

Heute feiern Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland Weihnachten gemeinsam mit ihren deutschen Nachbarn –am 25. Dezember. Das schafft eine wunderbare Möglichkeit für gemeinsames Gebet, Gesang und das Erleben der geistlichen Einheit.

Gemeinsamkeiten sind:
der festliche Gottesdienst, das Singen von Weihnachtsliedern, die Bedeutung der Familie.

Besonderheiten der Ukraine sind:
die Kutja und die zwölf Speisen, das Warten auf den ersten Stern, die lebendige Tradition der Koliadky, die längere Festzeit bis zum 6. Januar.

✨So bereichern die ukrainischen Weihnachtsbräuche das deutsche Weihnachtsleben, während die deutschen Traditionen den Ukrainern helfen, sich als Teil einer großen christlichen Familie zu fühlen.

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