05/11/2025 0 Kommentare
Predigt von Martin-Michael Passauer zur Verabschiedung von Kantor Manfred Maibauer
Predigt von Martin-Michael Passauer zur Verabschiedung von Kantor Manfred Maibauer
# Aktuelles

Predigt von Martin-Michael Passauer zur Verabschiedung von Kantor Manfred Maibauer
Predigt von Martin-Michael Passauer, ehemaliger Generalsuperintendent Berlins, am Reformationstag, 31. Oktober 2025 in St. Thomas
Shalom – Friede sei mit Euch und uns
Liebe Gemeinde ob Ehrenamtliche oder Hauptamtliche,
liebe Familie, Freundinnen und Freunde, liebe Musikerinnen und Musiker - die Sängerinnen und Sänger - natürlich mit eingeschlossen,
Lieber Manfred Maibauer – Bruder Maibauer, wie ich gerne sage.
Als ich die Anfrage bekam, hier heute in diesem eindrucksvollen Gottesdienst die Predigt zu halten, und an Bruder Maibauer dachte, fiel mir sofort ein Bibelvers ein, der alles zusammenfasst, was mich heute und hier bewegt:
Lobe den Herren meine Seele – und was in mir ist – seinen heiligen Namen
Lobe den Herren meine Seele und vergiss nicht was er Dir Gutes getan hat.
Zwei Imperative : Lobe und vergiss nicht
So steht es über diesem Tag und über diesem Abschiedsgottesdienst, zu dem Sie auch mich eingeladen haben. Vielen Dank.
Genau das wollen wir hier und heute tun – und sind schon mittendrin.
Loben und Danken.
Und da die Seele, wie wir mit dem eindrucksvollen Bibelvers erinnert werden, manchmal auch ganz schön vergesslich ist, lade ich Sie alle jetzt ein - gleich am Anfang – nacheinander – alle einmal laut ein DANKE zu sagen:
Danke, lieber Manfred Maibauer
- Erst die rechte – dann die linke Seite – dann die Empore
- UND: ALLE zusammen: Danke f ü r Manfred Maibauer
Wie ist diese Ihre Gemeinde beschenkt worden! Rund 38 Jahre lang mit einem Menschen, Musiker durch und durch, der mit seinen Gaben und all seiner Kraft, zum lebendigen und fröhlichen Loben und Danke stets eingeladen hat.
38 Jahre:
Gehen wir doch mal in Ihrer Erinnerung zurück,
- Überlegen Sie alle doch bitte nur mal für einen Augenblick ganz persönlich, wann Sie die ersten Begegnungen mit diesem Musiker und seiner Musik hatten,
- Und zusätzlich, was Ihnen an Besonderem in Erinnerung geblieben ist
- Nachher beim Empfang können wir uns ja darüber austauschen.
Rund 38 Jahre lang, Manfred Maibauer, als Organist und Kantor in St.Thomas und nun seit 2022 auch in der fusionierten Gemeinde Kreuzberg. Etwas ganz Besonderes – da kann man doch nur Loben und Danken
Gehen wir mal für einen Augenblick in das Jahr 1987 zurück. Können Sie sich noch erinnern – was da alles gewesen ist – persönlich wie geschichtlich? Nein ? Ich auch nicht so richtig – also musste ich Nachlesen:
- Es gab eine Bundestags – Wahl
- Mathias Rusts Flug: Der deutsche Hobby-Pilot Mathias Rust flog am 28. Mai 1987 unbemerkt bis zum Roten Platz in Moskau. Dies deckte Schwachstellen im sowjetischen Luftverteidigungssystem auf und stärkte Gorbatschows Reformpolitik.
- Flick-Affäre: Das Landgericht Bonn verurteilte die ehemaligen Minister Otto Graf Lambsdorff und Hans Friderichs sowie den Manager Eberhard von Brauchitsch wegen Steuerhinterziehung.
- Honeckers Besuch: Erich Honecker, Staatschef der DDR, besuchte im September die Bundesrepublik.
- Gründung des Deutschen Historischen Museums
- Der Papst besucht Deutschland
- US Präsident Ronald Reagan und der sowjetische Staatspräsident Michael Gorbatschow unterzeichnen einen Abrüstungsvertrag
UND
- Martin-Michael Passauer steht auf dem Dach des Gebäudes der benachbarten Markus-Gemeinde in Ost-Berlin gegenüber dem Ostbahnhof und schaut über die noch vorhandene Sperr-Mauer auf die St.Thomaskirche hier am Mariannenplatz
Genau dahin, wo im September die Ära Manfred Maibauer in dieser Kirche und Gemeinde beginnt.
Leider, leider gab es in dieser Kirche zu der Zeit keine spielfähige Orgel und die Kirche selber war wegen Asbestsanierung geschlossen. Die 1970 eingebaute Beckerath-Orgel und die kleine Altar-Orgel waren durch Bau-und Vandalismus-Schäden schwer beschädigt
So musste das Bewerbungsspiel des angehenden neuen Kantors in der Emmauskirche stattfinden.
Kreativ und bescheiden, wie wir Manfred Maibauer alle kennen, begann er seine segensreiche Tätigkeit hier in der Gemeinde an einem kaum stimmbaren Harmonium im Gebetsraum des später abgerissenen Archivgebäudes. Vielleicht hat er dabei umso lauter gesungen.
Denn schon hier war seine Lust zu spüren, die Gemeinde und jedes einzeln Gemeinde-Glied, durch die Musik und seine so besondere Art, sie zu gestalten, einzuladen. Einzuladen, doch bitte ja nicht zu vergessen, was ER – der Barmherzige Gott, Dir und mir - bis heute - Gutes getan hat. Eine herzliche Einladung zum Loben und Danken !!
Ich persönlich habe die musikalische Verkündigung vom Kantor Maibauer immer als solche Einladung verstanden. „Lobe den Herrn meine Seele – Du Mensch, ob Jung oder Alt, Einheimischer oder Gast komm, lass Dich ermutigen… nicht zu vergessen….“
Und dies dann, einige Zeit später, akustisch eindrucksvoller, mit einem von der Orgelbau-Firma Schuke, geliehen Positiv. Mit ihm verstärkte er diese Ermutigung: und jetzt laut, nachhaltig und unüberhörbar: ..liebe Leute ..vergesst nicht …. Vergesst nicht was unser treuer Gott uns Gutes getan hat
Ja, dieser Ruf klingt bis heute ob von oben auf der Empore oder hier von unten: Allem voran:
Ihr Lieben alle: ob in der Kirche oder zu Hause, ob am Arbeits-oder Freizeit-Platz, ob einzeln oder mitten in der Gesellschaft: Lobet den Herrn und Schöpfer dieser Erde. Er ist es, der sie für uns erschaffen hat und nicht wir selbst. Nicht wir sind Damen und Herren dieser Welt. Der Schöpfer ist ein anderer. Vergesst das nicht !!!
Gottlob konnte Manfred Maibauer bis zum Frühjahr 1999 – diese Einladung wenigstens auf der wieder reparierter Altar-Orgel noch laut-stärker zu Klingen bringen.
Sie steht heute noch hier in der Apsis und ermöglicht dadurch dem Kantor, mit dem amtieren Pfarrer/der Pfarrerin, Blickkontakt zu halten.
Dieser Weckruf wurde auch hörbar in der langen Orgelnacht, z.B. als „nahbarer“ Organist inmitten seines Publikums. Hier wurde es möglich, auch mal seine Mimik beim Musizieren direkt mit zu erleben.
Und jetzt könnte jede und jeder von Ihnen erzählen über Begebenheiten, Begegnungen, gemeinsamen Musizierens, Anhimmelleien und Hochachtungen, vielleicht auch Pannen, Kontroversen oder Hakeleien.
Ganz sicher auch davon, und das darf nicht fehlen, wie präsent stets seine Mutter, Dr. Sigrid Maibauer, nicht nur in seinem Alltag sondern auch hier in der Kirche war.
Zu erzählen, wie Manfred Maibauer sich einmischte, da, wo er es für notwendig erachtete. Oder auch, wie er neue Vorschläge machte, wie man mit noch mehr Musik, Menschen hier in die zweitgrößte Kirche von Berlin einladen kann.
Als er dann ab Mai 1999 an der Beckerath-Orgel hier in der sanierten Thomaskirche saß, war auch ich schon ein Zeitzeuge und Prediger in dieser Kirche.
Eingeladen wurde ich durch den damaligen unvergessenen Pfarrer Christian Müller.
Und Ihnen allen zum Trost darf ich hier öffentlich bekennen:
auch meine vergessliche Seele bedurfte und bedarf immer wieder der Erinnerung.
Die Gottesdienste hier in dieser so eindrucksvollen Kirche wurden für mich, auch ausgelöst durch die so einladende musikalische Gestaltung, zum Ort der Erinnerung: „Auch Du, Martin-Michael Passauer, lobe den Herrn unseren Gott, den Schöpfer Himmels und der Erde. mit ganzer Seele, und vergiss nicht, was er Dir Gutes getan hat.
Ja, Kantor Manfred Maibauer war, ist und bleibt ein Geschenk.
Natürlich auch dadurch, dass er zu besonderen Höhepunkten und Anlässen gerne auch mal zu verschiedenen anderen Instrumenten wie Klavier, oder Keyboard, oder Gitarre, Akkordeon - aber vor allem gerne zu seinem geliebten Kontrabass. griff oder greift.
Viele Namen von Komponisten wären zu nennen, deren Musik, er gerne zum Klingen bringt.
Und viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter wären namentlich zu nennen, die durch ihn inspiriert, hier in der Kirche musizierten.
Denn jährlich organisierte und spielte er z.B. bis zu 20 Konzerte in denen befreundete Musikerinnen und Musiker wie Antje Rietz oder Friedemann Graefe oder Karl Lahm an seiner Seite waren.
Aber vor allem, und hier ganz besonders zu nennen, die Chorsängerinnen und Chorsänger, die Ihr ihm über so viele Jahre die Treue gehalten habt.
Ich denke es gefällt auch unserem treuen Gott, wenn wir alle jetzt als unseren Beitrag in der Predigt - einmal unseren Dank für diese so tollen Musiker und Musikerinnen kräftig mit einem Dankes- Beifall klatschend zum Ausdruck bringen.
Und was nehmen Sie alle, wir alle, angeregt durch einen so engagierten, vielseitigen und zuverlässigen Musiker – auch in schwierigen Zeiten - mit? Was bleibt un – vergesslich?
Wir lassen uns jedenfalls nicht anstecken, von einem Virus, der neben der Vogelgrippe zur Zeit unter uns auch kräftig grassiert.
Es ist die sogenannte Ziegenkrankheit. Erkennbar dadurch, dass überall vor allem gemeckert wird .
Nein, liebe Gemeinde, liebe alle hier Versammelten, ermutigt und nachhaltig, durch Sie, lieber Manfred Maibauer, unterstützt,
werden wir das Loben nicht vergessen und das Danken auch nicht trotz Krieg und gelebtem Unrecht in dieser Welt.
Das ist Ihr Erbe das Sie hinterlassen und mit ihm werden wir alle jeden Tag unser Leben und unser Umfeld bereichern.
Versprochen.
Amen.
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