Passions- und Fastenzeit

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Passions- und Fastenzeit

Von Aschermittwoch bis Ostern 2025

Pfarrer Christoph Heil

Erst kommen die tollen Tage, dann kommt das Fasten. Bevor man sechs Wochen verzichten übt, wird noch einmal so richtig gefeiert. So entstand der Karneval, zu Deutsch: „Fleisch, lebe wohl“ (lat. carne vale). Am Aschermittwoch ist dann alles vorbei und den Gläubigen wird das Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet mit den Worten: „Mensch, gedenke, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.“

Die bundesweite Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland „Sieben Wochen Ohne“, die jedes Jahr in der Passionszeit stattfindet, ist mit jährlich mehr als zwei Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die bekannteste kirchliche Aktion nach „Brot für die Welt“. Ihr Ziel ist die bewusste Gestaltung der Passionszeit. Die Aktion lädt Menschen ein, Alltagsgewohnheiten zu überdenken. Sie verzichten zum Beispiel auf Genussmittel wie Alkohol, Nikotin oder Süßigkeiten oder andere Bequemlichkeiten wie Social Media oder Fast Food. Dadurch schafft man Platz für Veränderungen, entwickelt neue Perspektiven und stellt fest, was Leben ausmacht („Weniger ist Mehr“).

Sieben Wochen Ohne

Die Fastenaktion vom 5. März bis 21. April 2025 steht unter dem Motto „Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik“. 7-wochen-ohne.de
Seit dem 4. Jahrhundert ist auf vielfältige Weise eine vierzigtägige Vorbereitungszeit auf das Osterfest bezeugt. Täuflinge bereiteten sich in dieser Zeit auf ihre Taufe vor. Die Reformatoren kritisierten das Fasten im Spätmittelalter, das vielerorts zu einer reinen Äußerlichkeit geworden war, mit dem die Menschen meinten, sich das Wohlwollen Gottes erwerben zu können. Gott schenkt sein Wohlwollen frei. Niemand kann es sich erarbeiten. Das Fasten hilft also, sich von schlechten Gewohnheiten zu befreien, alten Schlendrian zu beenden und sich auf die wesentlichen Dinge im Leben zu besinnen. Ein Fasten in evangelischer Freiheit ist eine Zeit der Selbstbesinnung, nicht der Selbstoptimierung und Selbstinszenierung.

Die Wochen vor Ostern heißen aber nicht nur deshalb „Passionszeit“, weil man etwa beim Fasten unterm Verzicht leidet (‚Passio‘ lat. Leiden). In dieser Zeit gedenkt die evangelische Kirche in ihren Gottesdiensten des Leidens und Sterbens des Jesus von Nazareth. Ursprünglich war diese Prägung auf die Woche vor Ostern, die Karwoche, beschränkt. 

Woher kommt die ausgeprägte Passionsfrömmigkeit?

Die Passionserzählung ist eine „Grundgeschichte“ des Christentums. Die Passionserzählung gehört zu den eindrücklichsten Erzählungen der Weltliteratur. Sie geht unter die Haut, wenn man sie unvoreingenommen hört und aufmerksam liest, weil sie einem den Spiegel vorhält. Sie ist bewusst so erzählt, dass man sich darin wiederfinden kann: Im Leiden Jesu, elend und verlassen, verzweifelt und voller Todesangst. Aber auch in der Menge derer, die sich von Jesus abwenden und ihn verraten. Die Passionsgeschichte beschreibt, wie es einem ergehen kann, der in die Mühlen der Justiz gerät und unschuldig verurteilt wird. Nirgends ist Gott dem Menschen näher als im Leiden. Die Stationen der Leidensgeschichte Jesu: Verrat, Verhaftung, Verurteilung, Verspottung, Folter und Tod – sie wiederholen sich in den Diktaturen und Bürgerkriegen und überall dort, wo Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Um so befreiender und tröstlicher ist am Ende der Passionszeit das Osterfest, denn Gott hat sich mit der Auferweckung Jesu auf die Seite der Opfer gestellt. Das Leben ist stärker als der Tod. Die Liebe ist stärker als der Hass.

Liturgische Gestaltung der Gottesdienste in der Fastenzeit

In den Wochen vor Ostern verzichten wir in unseren Kirchen auf den Blumenschmuck auf den Altären. Die liturgische Farbe der Passionszeit ist violett, die Farbe der Buße und Umkehr zu Gott. In den Gottesdiensten entfallen die Lobgesänge: das Halleluja und das „Ehre sei Gott in der Höhe“ (Gloria in excelsis).

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