26/11/2025 0 Kommentare
Das Backbuch meiner Großmutter
Das Backbuch meiner Großmutter
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Das Backbuch meiner Großmutter
Als meine Großmutter vor ein paar Jahren starb, erbte ich ihr kleines, handgeschriebenes Backbuch. Meine Großmutter wurde 1921 in Königsberg geboren, machte Abitur, eine Ausbildung als Sekretärin, hätte eigentlich gern studiert. Dann kam der Krieg dazwischen, und plötzlich fand sie, die moderne junge Frau aus der Großstadt, sich auf dem Land in Schleswig-Holstein wieder. 1947 heiratete sie meinen Großvater, einen Landwirtund wurde dann doch die Hausfrau, die sie eigentlich gar nicht sein wollte.Und zu dieser Zeit begann sie, ihre Backrezepte zu notieren. Zunächst sehr ordentlich, in gestochener Schrift. Manchen Rezepten merkt man die Nachkriegszeit an. Marzipan wird, statt aus Mandeln, aus Mehl, Milch und Bittermandelaroma zusammengekocht.Das Rezept für Honigbonbons sieht neben sehr viel Zucker einen halben Esslöffel Kunsthonig vor. So genannte falsche Florentiner machte sie mit Haferflocken und Sirup (die echten macht man mit Mandeln und Schokolade). Im Verlauf des Buchs, das sie bis in die 70er weiterführte, wird ihre Schrift ein bisschen weniger ordentlich und die Rezepte zeugen vom Wirtschaftswunder: Auf einmal häufen sich die Rezepte mit Orangen, Ananas und Bananen, der Mangel ist überwunden. Manchmal schreibt sie die Quelle eines Rezepts dazu, es gibt „Zitronenkuchen Frau Keune“ und „Apfelkuchen K. Barth“, es gibt ausgefuchste Torten und auch ein paar Rezepte, die ich meiner in der Küche eigentlich fitten Großmutter posthum fast ein bisschen übelnehme, wie „Quark mit Nescafé“.Letzterenwürde ich natürlich nie nachmachen, ein paar Plätzchenrezepte habe ich aber ausprobiert. Und das hierfand ich ziemlich gutund mache es seitdem jedes Jahr.
Rahmkringel
Ich habe mir erlaubt, die Kringel in Hagelzucker zu wälzen, ihr könnt ihn aber auch weglassen.Dinge wie Teigzubereitung und Backzeit gibt meine Großmutter aus Prinzip nicht an. Eine richtige Hausfrau weiß das schließlich. Ich habe versucht, sie korrekt zu rekonstruieren.

2 EL Sahne
1 Eigelb
500 g Mehl
2 EL Zucker
250 g Butter
1 TL Hirschhornsalz
1 gute Prise Salz
Hagelzucker
Sahne zum Bestreichen
Hirschhornsalz in 1 EL Wasser auflösen. Dann mit allen anderen Zutaten (außer dem Hagelzucker) schnell zu einem Mürbteig kneten (wenn man zu lange knetet, werden die Plätzchen zu fest), zu einer Rolle formen und eine Weile in den Kühlschrank legen.
Kleine Würstchen formen und zu Kringeln schließen, eine Seite schnell in Sahne und dann in Hagelzucker tauchen.
Im auf 180 Grad vorgeheizten Ofen ca. 10 Minuten backen. Vielleicht sind es auch nur 9 oder auch 13. Wenn sie noch warm sind, sind die Kringel sehr zerbrechlich, also etwas abkühlen lassen, bevor man sie vom Blech nimmt.
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