
02/09/2025 0 Kommentare
Danke, Manfred Maibauer!
Danke, Manfred Maibauer!
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Danke, Manfred Maibauer!
Er ist so etwas wie das lebendige Kontinuum von St. Thomas: Rund 38 Jahre lang hat Manfred Maibauer als Organist und Kantor in der Gemeinde St.Thomas und seit 2022 auch der fusionierten Gemeinde Kreuzberg gewirkt – Sonntag für Sonntag an der Beckerath-Orgel und – wie zu beschreiben sein wird – auch an den verschiedensten anderen Instrumenten, ungeachtet aller Krisen und Turbulenzen, denen die Gemeinde in dieser Zeit ausgesetzt war. Es ist wohl nur geringfügig übertrieben, hier von einer Ära zu sprechen, die Ende September 2025 mit seinem Eintritt in den Ruhestand zu Ende geht.
Dabei sah es am Anfang nicht gerade nach so einer Kontinuität aus: Als Manfred Maibauer im September 1987 seinen Dienst antrat, gab es in der Gemeinde keine spielfähige Orgel, sodass er sein Bewerbungsvorspiel an der Orgel in der Emmauskirche bestreiten musste. Die Thomaskirche war seit 1985 wegen Asbestsanierung geschlossen; beide dort befindlichen Orgeln, die 1970 neu eingebaute große Beckerath-Orgel und die kleine Altarorgel, waren durch Bau- und Vandalismusschäden schwer beschädigt. So begann Manfred Maibauer seinen Dienst an einem stark abgespielten, kaum stimmbaren Harmonium im Gebetsraum des alten, inzwischen abgerissenen Archivgebäudes, wo wenig später auch das frisch gegründete „Café Krause“ einzog. Dann lieh die Gemeinde von der Orgelbaufirma Schuke ein Positiv aus: „Das klang wenigstens ein bisschen wie Orgel“, wie Manfred Maibauer heute sagt.
Schließlich konnte die Altarorgel aus der Kirche in den Gebetsraum verbracht und repariert werden. Bis zum Frühjahr 1999 spielte Manfred Maibauer auf dieser Orgel jeden Sonntag – wohl deshalb hat er eine besondere Zuneigung zu diesem Instrument, das jetzt wieder in der Seitenkonche der Kirche steht und in seinen Orgelkonzerten immer wieder erklang – zuletzt in der langen Orgelnacht 2025, als er als „nahbarer Organist“ inmitten seines Publikums musizierte.
Ab Mai 1999 saß er dann an der Beckerath-Orgel in der sanierten Thomaskirche. Außerdem leitete er den Thomas-Chor und bot ein gemeinsames Gemeindesingen und Spielkreise „Gemeindemitglieder musizieren für Gemeindemitglieder“ an. Zu solchen Anlässen griff er zu den verschiedensten Instrumenten, spielte Klavier, Keyboard, Gitarre, Akkordeon und seinen geliebten Kontrabass. Jährlich organisierte und spielte er bis zu 20 Konzerte, in denen befreundete Musiker wie die Sängerin und Trompeterin Antje Rietz, der Saxophonist Friedemann Graefe oder sein Potsdamer Kollegen Karl Lahm, der für einige Jahre auch Mitglied im St.-Thomas-Chor war, auftraten. Zusammenarbeit gab es auch mit Mitgliedern aus dem damaligen Orchester des Theaters des Westens und mit Musikschulen in Kreuzberg, mit denen er viele Jahre lang die „Oktober-Klänge“ realisierte. Aus dem Urlaub brachte er eine italienische Jazzband mit, die zum St.-Thomas-Sommerfest vor der Kirche auftrat – mit ihm selbst am Kontrabass. In Erinnerung blieb auch das Crossover-Konzert „Bach meets Tuareg“ mit dem afrikanischen Trommler Momo – musikalische Ergänzung des Flüchtlingsprojektes im Anschluss an die Kirchenbesetzung von St. Thomas 2014.
Stichwort Bach: Johann Sebastian Bach war sicherlich einer der von ihm am meisten aufgeführten und am meisten geliebten Komponisten, mehr noch als etwa Heinrich Schütz, Max Reger oder Olivier Messiaen, die in Gottesdiensten und Konzerten immer wieder auftauchten. Das „Sortie“ von Cesar Franck war so etwas wie sein Markenzeichen, das auch alljährlich am 1. Mai erklang, wenn er die offene Kirche mit seiner Orgelmusik erfüllte. Zu diesem Anlass wurde auch erlebbar, wieviel musikalisches Temperament und ungebremste Spielfreude in ihm steckte – erkennbar auch an seiner besonderen Liebe zu Gioacchino Rossini, dessen „diebische Elster“ oder „Barbier von Sevilla“ in seinen Improvisationen herumspukten, genau wie z. B. Mozarts „Papageno“ – eine liebenswerte Seite seines musikalischen Temperamentes, auch im Gottesdienst hin und wieder zu bemerken.
Seit 2016 war er im Zuge der verstärkten Kooperation mit den Nachbargemeinden auch immer häufiger in St. Jacobi oder Melanchthon zu erleben – und seitdem richtet er auch die wöchentliche Mittwochs-Andacht in St. Thomas aus, die ursprünglich als rein musikalische „Mittwochspause“ konzipiert worden war. Ab Frühjahr 2023 hat der Ortsbeirat St. Thomas ehrenamtlich die Organisation und Durchführung der Gottesdienste in St. Thomas übernommen. Gerade in dieser Zeit hat uns Manfred Maibauer freundlich, geduldig und solidarisch mit Rat und Tat zur Seite gestanden – eben ein lebendes Kontinuum.
Natürlich ist die Aufzählung unvollständig: Es gibt viele Gründe, warum wir Manfred Maibauer vermissen werden. Gottesdienste wird es zunächst weiter in St. Thomas geben; ihre musikalische Ausgestaltung stellt nach dem Abschied von Manfred Maibauer eine Herausforderung dar.
Es gibt demnach auch viele Gründe, „Danke“ zu sagen: Danke, lieber Manfred Maibauer für 38 Jahre musikalisches Wirken in St. Thomas, engagiert, vielseitig und zuverlässig in schwierigen Zeiten!
Nun soll er einen Abschied bekommen, der seiner würdig ist:
Zum Reformationstag, dem 31. Oktober 2025, um 18 Uhr lädt die Gemeinde zu seinem Abschiedsgottesdienst ein. Die Predigt wird Superintendent a. D. Martin Michael Passauer halten, mit dem er so oft Gottesdienste in St. Thomas gestaltet hat.
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